Viele Jahre zogen sie gemeinsam ihre Bahnen, schwammen oft auch gegen den Strom. Sie waren immer für einander da, teilten sich die Kindererziehung, sorgten für ein gemütliches Nest. Ihre Kinder waren längst erwachsen.
Oft in den Abendstunden, wenn alle anderen bereits in ihren Träumen gefangen waren, saßen sie stumm aneinandergeschmiegt und betrachteten den Mond im Spiegel des Sees. Gestern hatte er ihren leblosen Körper am Ufer gefunden. Trauer brach sein Herz. Tief verwundet saß er die ganze Nacht an ihrer Seite und sang ein allerletztes Liebeslied für sie. Ab morgen wird der Schwanenkönig einsam seine Bahnen über den See ziehen.

Lasziv räkelte sie sich auf ihrem Barhocker, lächelte dem Barkeeper verführerisch zu und genoss das prickeln der Champagnerperlen auf ihren Lippen. Sie spähte den Raum aus, wie ein lauernder Panther sein Beutetier. Das Objekt ihrer nächtlichen Begierde tänzelte quer durch den Saal. Ein straffender Ruck ging durch jede Faser ihres Körpers. Geschmeidig pirschte sie sich durch ein waberndes Menschenknäuel. Blitzartig packte sie ihr Opfer, ließ ihm keine Zeit sich zu wehren. In der Dunkelheit fielen sie gierig übereinander her.
Morgens am Frühstückstisch warf sich das Ehepaar flüchtige Blicke zu. Wortlos bedauerten beide, dass das Schützenfest nur aller drei Jahre stattfand.

Neuerungen im Informationstechnologiebereich bleiben von mir oftmals unbeachtet. Leider! Letztens erzählte meine Große von der Möglichkeit, Kurznachrichten über das Internet kostenfrei zu versenden. „Oho“ dachte ich, „wieder so ein Schnickschnack den niemand braucht.“
Neugierig wollte ich jedoch meine Möglichkeiten ausloten. Bei Yahoo stieß ich auf das Kürzel „SMS“.
Sofort nutzte ich die Gunst der Stunde, tippte unzählige Telefonnummern und dazu gehörende Benachrichtigungen in das geöffnete Textfenster.
Die vielen Namen am Fensterrand ließen mich kalt. Plötzlich öffnete sich ein zweites Fenster: „Ich weiß nicht was du vorhast, aber du befindest dich hier im Treffpunkt für Sado –Masochistische - Singles!“ las ich nun.