Geschirrspülgedanken (Sie wissen was ich meine)

- gentlewoman's agreement - ... stille Übereinkunft ...

Immer wenn ich in diesem großen Haus aus dem Fahrstuhl steige, beginnt mein Herz lautstark zu klopfen, mein Puls erhöht sich und manchmal denke ich, man sieht es mir an. Aber das ist Quatsch, die Menschen welche mir hier begegnen haben genug mit sich selbst zu tun, sie haben keine Zeit mich anzusehen oder zu beachten. Eilig huschen sie an mir vorbei, den Blick gesenkt, die Schultern hängen lassend.

Ich steige aus dem Fahrstuhl und gehe auf die mir längst bekannte Bürotür zu. Mit festem Schritt, kurzer Blick auf die Uhr, passt, pünktlich zum vorgegebenen Termin klopfe ich an, warte einen Moment und betrete das Büro.

Mein Gegenüber erhebt sich, streckt mir lächelnd die Hand zur Begrüßung entgegen und erkundigt sich gleichzeitig danach, wie es mir heute geht. Dann sitzen wir uns gegenüber, getrennt lediglich durch einen Schreibtisch, in einem spartanisch eingerichteten Büro. Lediglich ein paar Fotos geben dem Büroambiente einen etwas persönlicheren Anstrich.

Mein Gegenüber ist etwa in dem selben Alter wie ich, sie macht ihren Job und heute gehöre ich dazu. Ich weiß, ich bin eine von vielen und ich weiß, sie hört sich täglich viele Geschichten an, seit Jahren. Oft denke ich, man muss sich ein dickes Fell wachsen lassen um das zu ertragen. Ich habe inzwischen auch ein dickes Fell, im Verlauf der Zeit ist es mir gewachsen und umgibt mich schützend. Doch manchmal kann ich mich seiner entledigen, kann es ablegen und ganz ich selbst sein. Sogar an Orten an denen man dies oft nicht vermuten, Orte wie diesem.

Wir unterhalten uns, wechseln Worte, nicht zu vertraulich aber auch nicht von oben herab. Das Gefühl von Augenhöhe ist vorhanden und eine gewisse, distanzierte Vertrautheit gewachsen. Auch wenn ich weiß, dass sie mir nicht direkt helfen kann, so hilft sie mir indirekt indem sie mir das Gefühl gibt, mich zu verstehen und sie macht mir auf ihre Art Mut. Dabei ist das nicht ihre Aufgabe, sie tut es dennoch.

Sie hat mich eingeladen um mit mir zu sprechen also spreche ich. Ich sage ihr heute, dass ich mich gern engagieren möchte. Zunächst in sozialen Projekten meiner Umgebung. Sie findet das toll, dabei dürfte sie es gar nicht, denn dieses Engagement wird mir keine Bezahlung einbringen. Es wird mir lediglich bestätigen, gebraucht zu werden, wird mir ermöglichen Kontakte zu knüpfen und es wird mich aus der Isolation heraus holen. Vielleicht wird es irgendwann einmal dazu beitragen finanziell wieder Fuß zu fassen. Heute wissen wir beide dies nicht.

Sie ermutigt mich, sieht es ebenso und als ich ihr sage ''Im Grunde dürften wir gar nicht in dieser Weise miteinander reden.'' antwortet sie mir ''Machen Sie sich darüber bitte keine Gedanken.''

Wir vereinbaren, dass ich sie auf dem laufenden halte. Sie sagt, dies wäre auch wichtig, damit unsere Termine nicht zukünftig kollidieren. Die einzige Bedingung, welche sie stellt - Terminvorgaben ihrerseits sollten Vorrang haben - damit kann ich leben und sie offensichtlich auch.

Mehr erwartet sie nicht von mir und mehr erwarte ich nicht von ihr. Wir verabschieden uns, dann verlasse ich ihr Büro mit dem Gefühl gehört, verstanden und wahrgenommen worden zu sein. Ein gutes Gefühl und offensichtlich nicht mehr alltäglich.

      

 

Last update: 18.09.13, 12:00

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