Geschirrspülgedanken (Sie wissen, was ich meine)
Morgens wird es früher hell, abends später dunkel. Für keinen etwas neues doch von allen herbei gesehnt, so auch von mir. Es scheint als würde das Leben täglich bunter, die Strassen belebter, die Gesichter freundlicher. Manchmal scheint es jedoch nur so.
Gestern, unweit eines Discounters, gerade als ich mich um einen Einkaufswagen bemühen wollte, höre ich es grölen: ''Ey Du! Gemma abbaiten!'' ... dann lautes Gejohle. Erschrocken fahre ich herum und mein Blick fällt auf eine Horde Kinder, die sich einen Ball zu kickten, während sie eine alte Dame umringten.
Kinder! Ich betone es ausdrücklich - nicht Jugendliche, nicht junge Erwachsene - Kinder zwischen neun und zwölf Jahre alt.
Die alte Dame zuckte kurz zusammen, dann beugte sie sich über den nächsten Papierkorb und begann darin herum zu wühlen. In der linken Hand hielt sie einen Beutel aus dem ein paar Pfandflaschen heraus ragten, mit der rechten Hand wühlte sie, ihr Blick nach unten gerichtet, ihr Rücken gebeugt.
Die Kinder lachten, johlten als der Ball die Frau an ihren Waden traf. Unbeirrt wühlte sie weiter. Menschen gingen vorbei, hörten, sahen - schauten betreten weg. Mir schossen die Tränen in die Augen, meine Hand ballte sich ruckartig zur Faust.
Die ältere Dame war längst zum nächsten Abfallbehälter geschlurft, ob sie wahr nahm was da um sie herum passierte? Vermutlich. Ob es sie kränkte? Vermutlich. Ob sie eine Wahl hat und den Herbst ihres Lebens anders, schöner verbringen könnte als in Abfalltonnen herum zu wühlen und sich beschimpfen zu lassen? Vermutlich nicht.
Ein dreister Bengel entfernte sich etwas von der Kinderschar, baute sich seitlich neben der Frau auf, grinste ihr frech ins Gesicht und - spukte aus. Die anderen Kinder fanden das toll und applaudierten.
Mir reichte es in diesem Moment. Ich eilte auf die Gruppe zu, noch bevor ich sie erreichte stoben sie auseinander und blieben in vermeintlicher Sicherheit immer noch grinsend stehen. Vielleicht fühlten sie sich als Helden - ich fühlte Zorn.
Ein Rudel junger Wölfe, die sich an einem schwächeren Tier vergriffen. Dieses Bild hatte ich vor meinem inneren Auge.
Aber es sind die Kinder von jemandem, die Enkel von jemandem - so wie die alte Frau die Mutter von jemandem ist und die Großmutter.
Als ich neben der Frau stand, seufzte sie kurz und murmelte - ''Es sind ja noch Kinder.'' - dann ging sie um ihre Flaschen im Discounter zu ein paar Cent zu machen.
Ich blieb zurück. - Es sind ja noch Kinder doch was für Erwachsene werden sie einmal sein - dieser Gedanke ließ mich auf dem Heimweg nicht mehr los.